Perspektive Afrika: Investitionsmöglichkeiten deutscher Unternehmen

Die exportorientierte deutsche Wirtschaft ist ein Global Player. In nahezu jeder Region der Erde kann man deutsche Entwicklungen, Technik und Firmen antreffen. Technologie „Made in Germany“ ist immer noch sehr attraktiv in der Welt. Nichtsdestotrotz wird ein Kontinent weitestgehend vernachlässigt und das Feld bislang Unternehmen aus Ländern wie den Vereinigten Staaten, China oder Frankreich überlassen – Afrika. Dies könnte sich aber in der post-COVID Erholung ändern. Insbesondere gibt es immer mehr staatliche Förderprogramme und Hilfestellungen für deutsche Unternehmen, um auf dem afrikanischen Markt aktiv zu werden. Gerade der Infrastrukturbereich und die Daseinsvorsorge (Strom, Wasser etc.) erhalten dabei große politische und finanzielle Aufmerksamkeit. Dies sowohl international als auch gerade von deutschen Institutionen.

Deutsche Unternehmen in Afrika – Status Quo

Zwar hegen laut des World Business Outlook der Außenhandelskammern aus dem Frühjahr dieses Jahres 66 Prozent der deutschen Unternehmen Investitionsabsichten in Afrika, im Jahr 2020 flossen aber nach Angaben der Deutschen Bundesbank tatsächlich nur 1 % der deutschen Auslandsinvestitionen auf den afrikanischen Kontinent. Nach Angaben der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung sind zudem nur etwa 1.000 deutsche Unternehmen auf dem afrikanischen Kontinent überhaupt unternehmerisch aktiv, sei es durch Direktinvestitionen oder Gründung von Tochterunternehmen.

Dass es allerdings auch Erfolgsgeschichten für Investitionen in afrikanischen Ländern geben kann, demonstrieren einige Vorreiter der deutschen Dax-Konzerne. Aber auch mittelständischen Unternehmen gelingt es, in Afrika erfolgreich Fuß zu fassen.

Initiativen zur Förderung neuer Investitionen in Afrika

Die Beteiligung deutscher Unternehmen und gerade auch deutscher Mittelständler am afrikanischen Markt wird insbesondere durch Initiativen der Bundesregierung und deutscher Institutionen gefördert und damit incentiviert.

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)

Die KfW unterstützt deutsche Unternehmen beim Eintritt in den afrikanischen Markt beispielsweise mit ihrer Tochter Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (DEG). Neben günstigen Finanzierungen fördert die DEG dabei auch flankierende Maßnahmen und wird beratend tätig. Letzteres beispielsweise durch Business Support Services (z.B. zur Ressourcen- oder Energieeffizienz).

Die von der DEG angebotenen Finanzierungslösungen sind unterschiedlich gestaltet: Neben klassischen Darlehen stehen Garantien, Mezzaninfinanzierung bis hin zu Beteiligungen zur Verfügung. Zielgruppe der Förderung sind neben deutschen Mittelständlern auch Finanzinstitute, Fonds oder Projektfinanzierungen.

Die Gewährung von Darlehen setzt einen Eigenkapitalanteil voraus, dessen Höhe sich wie auch der Zinssatz am Markt und an Projekt- und Landesrisiken orientiert. Eine Besicherung des Darlehens aus dem Anlagevermögen im Investitionsland ist zudem erforderlich. Ansonsten sollte das Projekt bzw. die Investition mit dem entwicklungspolitischen Hintergrund der DEG übereinstimmen, insbesondere langfristig Arbeitsplätze schaffen und die Wertschöpfung auf dem afrikanischen Kontinent gewährleisten.

Erwähnenswert ist auch das Programm „Up-Scaling“, welches explizit den Markteintritt von mittelständischen Unternehmen fördert. Hierbei stellt die DEG bis zu 749.000 Euro bei einer Eigenkapitalquote des Unternehmens von mindestens 25 % bereit. Die Fördermittel sind nur im Erfolgsfall zurückzuzahlen.

Auch die KfW IPEX-Bank tritt als Kapitalgeber auf. Allerdings nicht nur zur Finanzierung von Direktinvestitionen, sondern auch als Geldgeber für potentielle Kunden deutscher Unternehmen flankiert durch Exportkreditversicherungen (sog. Hermes Bürgschaften). Neben der Investition selbst kann sich damit auch der Export in afrikanische Bestellerländer und Verkauf der unternehmenseigenen Produkte absichern lassen. Über diese Programme können berechtigte Banken Kredite an Käufer deutscher Exportgüter oder Banken im afrikanischen Bestellerland vergeben. Förderungen der KfW IPEX Bank sind im Regelfall nicht an einen entwicklungspolitischen Hintergrund geknüpft, bieten aber häufig etwas schlechtere Konditionen als die der DEG. Im Gegenzug existiert aber eine größere Bandbreite an Unternehmungen, die für eine Förderung in Frage kommen können.

Schließlich ist auch auf die vorhandene Infrastruktur der KfW auf dem afrikanischen Kontinent hinzuweisen. So ist die DEG mit mehreren Standorten auf dem Kontinent vertreten. Die KfW IPEX-Bank unterhält bereits eine Zweigstelle in Johannesburg und verfügt über lokale Ambitionen und Expertise in der Region.

Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ)

Auch die GIZ zeichnet sich für deutsche Unternehmen vor allem in einem Aspekt als wichtige Stütze für Investitionen in Afrika aus: Sie unterhält langjährige Kontakte in nahezu jeden afrikanischen Regierungsapparat, kann relevante lokale Kooperationspartner und Zulieferer vermitteln und deutsche Unternehmen gleichzeitig mit den lokalen Gepflogenheiten vertraut machen. Zusammengefasst bringt sie die lokale Erfahrung mit, die deutschen Unternehmen vor einem Markteintritt in Afrika häufig fehlt. Ihre Expertise steht jedem Unternehmen zur
Verfügung.

Deutsche Bundesregierung

In den letzten Jahren ergriff auch die Bundesregierung die Initiative im Rahmen des „Marshallplans für Afrika“ mit dem Ziel der Wirtschaftsförderung auf dem afrikanischen Kontinent.

Als Flaggschiff-Initiative dient hier das Programm AfricaConnect, ein Bestandteil des Entwicklungsfonds des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, welches durch die DEG verwirklicht wird. Im Rahmen dieses Programmes gewährt die DEG attraktive Darlehen von 750.000 bis 5 Millionen Euro bei einem bereitzustellenden Eigenanteil des Unternehmens von 20 % bis 50 %.

Daneben können Unternehmen Fördermittel zur Aus- und Weiterbildung und zur Absicherung von Umwelt- und Sozialrisiken nutzen. Alle deutschen Unternehmen, die in Afrika mit dem Ziel der Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze investieren wollen, sind grundsätzlich förderfähig. Das Programm richtet sich insbesondere an Tochterunternehmen, die sich auf dem afrikanischen Markt positionieren wollen, oder afrikanische Unternehmen mit langfristigen Geschäftsbeziehungen zu europäischen Unternehmen. Der Förderprozess ist schlank gehalten und beschränkt sich auf wenige Monate. Voraussetzung ist allerdings, dass das Unternehmen bereits nachhaltig profitabel ist und das Darlehen aus seinem operativen Geschäft bedienen kann.

Für die Folgen der Corona-Krise gibt es ebenfalls ein eigenes Darlehen der KfW, mit dem sogar bis zu 100 % der bestehenden Liquiditätslücken gedeckt werden können, um bereits getätigte Investitionen zu sichern (AfricaConnect COVID-19 Response). Dafür muss das Unternehmen bereits etablierte, grundsätzlich profitable Strukturen auf dem afrikanischen Markt haben. Zudem müssen auch Perspektiven für nach der Corona-Krise bestehen.

Fazit

Die genannten Initiativen dienen also nicht nur dazu, Investoren kurzfristig zu locken, sondern haben gleichzeitig das Ziel, langfristige Unterstützung zu leisten und deutsche Investitionen und Unternehmen dauerhaft auf dem afrikanischen Kontinent zu etablieren.

Investitionen deutscher Unternehmen in Afrika – Darum jetzt

Schließlich ist der richtige Zeitpunkt für die Investition in den afrikanischen Markt längst gekommen. Das Potenzial des afrikanischen Kontinents ist groß und viele der afrikanischen Volkswirtschaften wachsen stark, insbesondere verzeichnet der afrikanische Kontinent insgesamt die weltweit höchste Wachstumsrate der Bevölkerung. Der Bedarf an Infrastruktur ist aufgrund der im weltweiten Durschnitt jüngsten Bevölkerung zudem sehr hoch und wird weiter wachsen. Nach Schätzungen der Agentur für Wirtschaft und Entwicklung wird in den nächsten zehn Jahren in Afrika mehr gebaut werden als in den letzten hundert Jahren in Europa. Die Strategieberatung McKinsey geht in einer aktuellen Untersuchung davon aus, dass allein die bereits geplanten Infrastrukturprojekte einen Kapitalbedarf von 2,5 Billionen Euro bis 2025 haben.

Gerade in der post-COVID Neuaufstellung von Unternehmensaktivitäten bietet es sich insbesondere für deutsche mittelständische Unternehmen an, einen Fuß auf den afrikanischen Kontinent zu setzen, bereits erprobte infrastrukturverwandte Produkte und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen und sich langfristig einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten aus aller Welt zu sichern. Die Vielzahl an Initiativen deutscher Institutionen haben dabei in den letzten Jahren einen Spitzenwert erreicht. Es gibt daher insgesamt keinen besseren Moment zum Investieren als jetzt.

 

Verfasst von Tobias Faber and Katharina Baunach.

 

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